„Die Weisheit baut sich ein Haus“

Eine Besprechung der Ausstellung über Bibliotheken im Architekturmuseum München

Die Ausstellung im Architekturmuseum der TU München feiert die Bibliothek nicht nur als Hort von Büchern, sondern als Schatzkammer menschlichen Wissens. Insofern beginnt sie mit der Erfindung der Schrift in Mesopotamien und schlägt einen großen Bogen zu der Geschichte der Bibliotheksbauten von den antiken Anfängen über die Utopien eines Boullée bis hin zu den neuen Häusern für Bücher von Norman Foster in Berlin oder SANAA in Lausanne.

In enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Büchersammler und Architekturhistoriker Werner Oechslin, der sich in Einsiedeln für seine exquisite Privatbibliothek von Mario Botta ein Haus bauen ließ, hat das Architekturmuseum in Modellen und Fotografien eine großartige Ausstellung zusammen getragen, deren Inhalte und Präsentation die „Zeit“ zu Recht mit „Der Erotischste Ort der Welt „ titelte.

Damit die Beschäftigung mit der Bibliothek als kulturellem Gedächtnis der Menschheit angesichts der zunehmenden Flut an virtuellen Informationen, die keinen Bau mehr,  sondern nur Speicherkapazität benötigen, nicht als Abgesang erlebt wird, zeigt die Ausstellung am Ende Filmausschnitte, in denen die Bibliothek der Ort der Handlung ist. Diejenigen, die den jungen Bruno Ganz in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ gesehen haben, werden sich an die zauberhafte Szene in Hans Scharouns Bibliothek in Berlin erinnern, wo auf allen Treppen und Geländern die Schutzengel sitzen und, miteinander plauschend, auf ihre Bücher lesenden Menschen warten.

So sehenswert die Ausstellung, so faszinierend der Katalog, der den Umfang eins dicken Handbuches hat und eher als Lesebuch gedacht ist denn als inhaltliche Auflistung und Beschreibung der Exponate. Wer also nicht die Zeit für eine Reise nach München hat, der sollte sich wenigstens den Katalog leisten, der als Sachbuch für 35 E geschenkt ist.