Ein gutes Leben und eine heitere Kunst

Die Ausstellung „Begegnungen“ im Museum August Macke bis zum 16.10.2022

Als der 1887 in Meschede geborene August Macke 1914 in Frankreich während des 1. Weltkrieges stirbt, ist er gerade 27 Jahre jung. Dennoch ist sein Werk so umfangreich und herausragend, als sei er um vieles älter und erfahrener.

Macke hat, außer seiner besessenen Suche nach einer neuen Kunstsprache, wenig mit einem klassisches Künstler gemein. Er ist nicht exzentrisch, sondern offen und herzlich, er giert nicht nach öffentlicher Anerkennung, aber sie stellt sich von allein ein. Er führte mit seiner 1909 geheirateten Ehefrau Elisabeth Erdmann-Macke und den zwei Kindern eine liebevolle Ehe, die sie im Mackehaus, dem heutigen Museum, verbringen, eine Liebesverbindung, die inspirierend ist und nach außen anziehend Mackes Frau bringt das Haus mit in die Ehe; sie ist vermögend und das Ehepaar kann insofern ohne Sorgen leben. Das Haus ist Wohnstätte, Atelier und gastfreundlicher Treffpunkt von Künstlern, die Macke hier um sich versammelt. Zwar ist er Mittelpunkt, aber nicht als Lehrer oder Meister, sondern als anregender Gesprächspartner und zugewandter Freund. Mackes kommunikative Begabung prädestinierte ihn dafür. Er begegnete Menschen offen und war im besten Sinne zugänglich.

Der Freundes- und Künstlerkreis ist groß. Dazu gehören viele, die ebenfalls zu den rheinischen Expressionisten gezählt werden müssen, und gleichzeitig einige wohlhabende Förderer, die Mackes künstlerische Begabung schon früh erkannten und ihn zeitlebens unterstützten.
Im Vergleich zu anderen Expressionisten, die häufig eine gewisse Abstraktion, kräftige Farben und dramatische Ausdrucksformen lieben, zeichnet sich Mackes Oeuvre durch die Leuchtkraft harmonisch abgestimmter Farbtöne aus und  durch ein besonderes Licht, dass das an impressionistische Lichtmalerei erinnert und viele seiner Bilder geradezu heiter erscheinen lässt. In der Regel wirken sie leicht und spielerisch, nicht selten fast märchenhaft  und träumerisch. Die zart farbigen, fein ziselierten Liebespaare, ein häufiges Thema des positiv denkenden Mackes, machen das deutlich. Oder die „Tänzerin auf der Bühne“ (1910), die in einem grünen, rot abgesetzten Kleid leichtfüßig in einer zarten Rosa-Blau -Gelblandschaft ihre Pirouette dreht. Wo Macke nicht in Öl arbeitet, verstärkt sich der schwebende Charakter seiner Bilder. Die „Blaue Vase mit zwei Figuren“ (1912), ein Aquarell, ist ein schönes Beispiel von durchsichtiger Anmut.

Der Titel der Ausstellung „Begegnungen“ mag bei einigen Besuchern vorhandene Erwartungen nicht erfüllen. Denn hier geht es nicht um enge Freunde oder wichtige Weggefährten Mackes wie Robert Delaney, Max Ernst oder gar Franz Marc. Vielmehr geht es um gute Bekannte und um weniger bekannte Künstler, die aber ebenso mutig wie Macke daran arbeiten, die Kunst auf neue Wege zu führen. Eine der für Macke wichtigsten Begegnungen ist P. A. Seehaus, der einzige Meisterschüler, den Macke hatte und der in seinem Atelier arbeitete. Von ihm werden in der Ausstellung viele bisher unbekannte Bilder vorgestellt. Mathilde Fifi Kreutzer (1891-1977) ist von Mackes handwerklichen Arbeiten wie Porzellan, Schmuck, Möbel, Teppiche inspiriert und ist Anhängerin eines Gesamtkonzeptes aus Kunst und Kunsthandwerk. Beides wird nicht als Gegensatz definiert, sondern als Möglichkeit, das eigene Lebensumfeld künstlerisch einheitlich zu gestalten. Nicht als Künstler, sondern als Mäzen wird Alfred Heinrich Schütte vorgestellt, Er finanzierte Mackes Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie und wurde dafür von ihm   mit zahlreichen Bildern beschenkt.

Vieles in dieser Ausstellung ist unbekannt. Der Besuch lohnt sich also, nicht zuletzt deswegen, weil das Erlebnis dieses Künstlers und seines Umfeldes heiter stimmt. In diesen schwierigen Zeiten ist das ein großes Geschenk.